Rezension von Henrike

meyer sterne goldenDa ich die Idee hinter dieser Reihe ja schon so oft über den grünen Klee gelobt habe, brauche ich das ja eigentlich an dieser Stelle nicht zu wiederholen. Mache ich sicherheitshalber trotzdem. Also: Märchen in eine Science Fiction-Welt zu versetzen und dabei dem ursprünglichen Gedanken über die Figuren treu zu bleiben, wodurch eigentlich die gesamte Handlung vorgegeben und damit jeglicher Spannung entzogen wird / ist, finde ich beeindruckend. Vor allem ist das beeindruckend gut umgesetzt. Und die Idee ist, soweit ich es beurteilen kann, ziemlich einzigartig. :) Dennoch gefielen mir die ersten Bände besser als dieser dritte Teil der Luna-Chroniken.

Die Figurenkonstellation ändert sich, was gut ist. Die Figuren selbst entwickeln sich auch weiter. Manche so, manche anders, aber sie alle sind am Ende des Buches nicht mehr die selben, wie zu Beginn – sehr gut. Was mir weniger gut gefällt: Die Perspektiven wechseln ständig. Mal spricht (denkt) Cinder, mal Kai, Scarlet, Thorne, Cress, mal Sybil oder sogar Levana. Das sorgt auch ab und zu für ein gedankliches Durcheinander, da die Kapitel nicht mit den Charakteren überschrieben sind, wie es häufig gemacht wird (zum Beispiel bei Rush of love von Abbi Glines, Piper Verlag).

Die Handlung knüpft beinah nahtlos an die des Vorgängers an und ist in sich schlüssig und logisch. Es wirkt aber mittlerweile alles arg in die Länge gezogen. Seit knapp 1200 Seiten ist es ein einziges Tauziehen zwischen Levana und Cinder besonders um Kai, aber auch irgendwie vorrangig um die Herrschaft über den Staatenbund und die Erde – und Luna, wenn es denn nicht anders geht (jedenfalls aus Cinders Sicht). Wobei Levana alles daransetzt, sich jeden Sterblichen (Lunarier und Menschen) untertan zu machen und Cinder eigentlich nur immer wieder das kleinere Übel wählt, damit die Erde und seine Bewohner nicht in die Hände der grausamen Königin des Mondes fallen… Es ist einfach immer wieder dasselbe.

Und die Titel bzw. die neu zum Team stoßenden Figuren geben die grobe Handlung des jeweiligen Bandes vor – schließlich hat man sich an den alten Märchen orientiert. Da ist es nicht überraschend, wenn Aschenputtel / Cinder ihren Glaspantoffel / Fuß verliert, als sie den Ball des Prinzen verlässt; wenn Rotkäppchen / Scarlet (mit rotem Haar und einem roten Kapuzenpulli bekleidet) im Wald einen Wolf / einen Krieger namens Wolf trifft, der nicht ganz koscher zu sein scheint; wenn der Ritter, der Dornröschen / Cress aus ihrem Turm / Satelliten rettet, dabei erblindet und sich in einer Wüste wiederfindet.

Es würde mich nicht wundern, wenn im nächsten Teil Schneewittchen / Prinzessin Winter von Luna sich mit Hilfe von sieben Gestalten (bisher hat das „Team“ sechs Mitglieder. Einer fehlt wohl noch.. :) ) von ihrer Herkunft lossagen würde und sich dem Team anschließt, um schließlich Levana / die böse Königin zu stürzen. Was passt sonst zum Titel Wie Schnee so weiß? ;)

Insgesamt ist die Geschichte also wesentlich langatmiger als bisher, aber noch immer gut und spannend. Empfehlenswert für diejenigen, die Märchen mögen und auch dem Science Fiction-Genre nicht abgeneigt sind.

Bewertung: 4 / 5 Sternen