Rezension von Anastasia

Die Schule der magischen Tiere – das klingt erst einmal nach einer Mischung aus Harry Potter und Fantastische Tierwesen und verspricht somit eine spannende, fantastische Lektüre für jüngere Leser. Das Cover ist ansprechend, allerdings sehen die Tiere darauf doch eher ernüchternd normal aus: Ein Fuchs, eine kleine Schildkröte, ein Streifenhörnchen und eine Elster. Auch der typisch gekringelte Schwanz eines Chamäleons lugt hervor. Einzig die Eule, die über dem Titel den Mittelpunkt bildet, hat etwas Magisches oder zumindest Ungewöhnliches an sich: Sie trägt eine Brille und wirkt dadurch intelligent und menschenähnlich. Durch das Cover und den Titel lässt sich somit erst einmal nicht erahnen, worin die Magie der Tiere besteht und um was für eine Schule es sich genau handelt.

Inhalt

Der erste Schultag nach den Sommerferien an der Wintersteinschule steht an. Für eine Klasse bedeutet das nicht nur, dass sie eine neue Mitschülerin – Ida – bekommen, sondern überraschenderweise auch eine neue Lehrerin. Dass Frau Cornfield anders ist als die Lehrer, die die Schüler sonst haben, bemerken alle schnell. Aber dass ihr Bruder, Mister Mortimer Morrison, eine magische Zoohandlung besitzt, damit hätte wirklich keiner gerechnet. Die Freude und Spannung ist groß, als gerade die Schülerinnen und Schüler der Klasse ausgewählt werden, die Besitzer eigener magischer Haustiere zu werden. Zuerst sind aber nur zwei Kinder dran, und zwar die, die einen Freund aktuell am dringendsten gebrauchen können. Das ist niemand anderes als Außenseiter Benni, der sowohl im Unterricht als auch beim Laufen sehr langsam ist, und die Neue Ida, die leider keine Freunde findet und es sich durch einen Fehler auch mit Benni verscherzt hat. Benni bekommt Henrietta die Schildkröte, über die er erstmal so gar nicht begeistert ist.

Aber schnell entdeckt er, dass auch ein kleines Nicht-Raubtier ein hilfreicher und treuer Freund sein kann. Ida ist von Anfang an von ihrem magischen Begleiter, Rabbat dem Fuchs, begeistert und spricht mit ihm über alles – auch über ihre erste Liebe Jo. Alles scheint soweit gut zu sein. Doch dann stinkt es auf einmal überall in der Schule und Benni gerät unter Verdacht, Stinkbomben zu legen. Und Ida geht ein peinlicher Liebesbrief verloren, den eigentlich niemand sehen sollte. Ob die beiden gemeinsam mit ihren magischen Tieren die Probleme lösen können und sich am Ende doch wieder anfreunden?

Beurteilung

Bei dem ersten Band der von Margit Auer erschaffenen beliebten Kinderbestsellerreihe Die Schule der magischen Tiere, die bereits in mehrere Sprachen übersetzt wurde, handelt es sich um den Auftakt einer zauberhaften Geschichte rund um die Klasse von Frau Cornfield. Neben der Einführung der Charaktere und der Thematik bildet den eigentlichen Kern der Geschichte die fantastische Erzählung rund um die magischen Tiere aus Morrisons Zoohandlung. Daneben zeichnet sich das Buch aber auch durch seine Themenvielfalt aus, die all das berücksichtigt, was für Kinder im Alter des vorgesehenen Adressatenkreises (ab 8 Jahren) eine Rolle spielt: Freundschaft, Probleme in der Schule, Einsamkeit, Außenseiter sein, Stress mit den Eltern. Die Themen werden behutsam aufgegriffen und ergänzen die eigentliche Geschichte, ohne allerdings zu sehr ins Detail zu gehen oder einen Schwerpunkt zu legen. Lediglich das Thema Freundschaft spielt eine übergeordnete Rolle, denn auch die magischen Tiere können gute Freunde sein.

Als ein Buch für Leseanfänger und Leselerner müssen bestimmte Formalia erfüllt sein: Die Schrift ist angemessen groß und größtenteils wird in einer einheitlichen Schriftart geschrieben. Nur für Briefe, magische Botschaften und Lexikoneinträge werden andere Schriftarten und -größen (weiterhin gut leserlich) verwendet, was das Buch und den optischen Eindruck aufwertet. Auch die Zeilenabstände sind groß genug und das angenehme Lesen wird durch den Flattersatz noch unterstützt. Auch die Sprache und der Satzbau sind einfach gehalten, für die Altersgruppe aber angemessen komplex. Das Verhältnis zwischen Dialog und Erzählbericht ist ausgeglichen.

Das Buch beinhaltet vereinzelt Illustrationen in schwarz-weiß, die von der Kinderbuchillustratorin Nina Dulleck verwirklicht wurden. Dulleck hat bereits viele Bilder- und Kinderbücher illustriert, darunter die Neuauflage der Sams-Bücher von Paul Maar. Die Illustrationen, die abstrakt gehalten sind und eher ins comichafte gehen, sind sehr ansprechend. Sie geben eine grobe Orientierung, wie die Charaktere aussehen könnten, dienen ansonsten aber vielmehr als Dekoration und zur Förderung der Lesemotivation. Besonders lobend hervorzuheben ist, dass die Leser auch etwas über die reale Welt lernen. Hierzu zählen Informationen über unterschiedliche Tiere, Piraten und die erste Mondlandung. Diese Informationen werden geschickt in die Geschichte eingebaut, sodass es nicht künstlich oder erzwungen wirkt und vor allen Dingen nicht langweilig oder ermüdend.

Von Anfang an wird Spannung aufgebaut. Diese ist zunächst eher leicht und unterschwellig und bezieht sich beispielsweise auf Idas ersten Schultag an der neuen Schule. Zum Ende hin steigt der Spannungsbogen aber stark an und daneben wird es dann auch etwas abenteuerlicher.

Leider fehlt mir in der Geschichte der Humor, welchen ich als wichtiges Kriterium für Kinderbücher ansehe. Rückblickend kann ich mich an keinen Moment erinnern, in dem ich richtig lachen oder zumindest schmunzeln konnte.

Die Charaktere in dem Buch sind, wie die Themen, sehr vielfältig und das ist auch gut so und sogar realitätsnah: Denn in jeder Klasse finden sich die unterschiedlichsten Kinder mit unterschiedlichen Eigenschaften, Stärken und Schwächen. Die Kinder bieten daher vielfältige Identifikationsmöglichkeiten, wenngleich man sich mit einigen von ihnen vielleicht eher weniger identifizieren möchte… In diesem Band stehen allerdings Ida und Benni im Vordergrund, die beide das Problem haben, Außenseiter in der Klasse zu sein und zu allem Überfluss auch noch von ihren Mitschülern gehänselt werden. Diese Thematik ist sowohl für Kinder, die betroffen sind, als auch für die anderen Kinder wichtig. Erstere können Trost darin finden, dass es ihnen nicht alleine so geht. Zweitere können versuchen, sich in die betroffenen Kinder und deren Gefühle hineinversetzen und so Empathie für diese zu entwickeln.

Fazit

Der Auftakt der Kinderbuchreihe rund um die Schule bzw. Klasse der magischen Tiere konnte mich überzeugen. Trotz kleinerer Mängel ist die Geschichte gut durchdacht, spannend und durchaus geeignet, die Lesemotivation der Kinder hervorzurufen oder zu steigern. Dies wird dadurch, dass es sich um eine Reihe mit bereits neun Bänden und drei Bänden einer Spin-Off-Reihe handelt, noch unterstützt. Denn wer liest nicht gerne Bücher, in denen die Charaktere einem schon bekannt sind und Rätsel, die vom vorherigen Buch noch offen sind, aufgeklärt werden? So endet dieser Band mit der Frage: „Wer würde wohl der Nächste sein?“ (der ein magisches Haustier bekommt). Wer eine magische Schule im Sinne von Harry Potter erwartet wird allerdings enttäuscht werden.

Denn obwohl das Buch Die Schule der magischen Tiere heißt, hat die Schule mit den Tieren relativ wenig zu tun. Aber vielleicht ändert sich das in den kommenden Teilen noch. Ich kann das Buch jedem Kind – ob Junge oder Mädchen – uneingeschränkt empfehlen. Außerdem kann es auch als Klassenlektüre in der 3. oder 4. Klasse verwendet werden – als optimaler Einstieg in die Reihe.

Titel: Die Schule der magischen Tiere

Reihe: Die Schule der magischen Tiere (Band 1)

Autorin: Margit Auer

Illustratorin: Nina Dulleck

Erscheinungsjahr: 2013

Erscheinungsort: Hamburg

Verlag: Carlsen Verlag

ISBN: 978-3-551-31400-0

Preis: 6,99 €

Altersgruppe: ca. 8-12 Jahre, zum Vorlesen bereits ab 6 Jahren