Rezension von Marion

Donal Ryan ist mir bereits durch seinen mehrfach ausgezeichneten Roman „Die Gesichter der Wahrheit“ bekannt. Groß war daher meine Neugier auf seinen neuen Titel.

In Die Lieben der Melody Shee zeichnet Ryan ein Bild Irlands anhand von Melody Shee. Melody und ihr Mann Pat sind am Ende ihrer Beziehung angelangt. Zu viele Vorwürfe stehen zwischen den Eheleuten, die Aussichtslosigkeit ein gemeinsames Kind zu bekommen ist für beide schier unerträglich. Melody ist nach jeder Fehlgeburt am Boden zerstört. Pat kann dies nicht mehr ertragen und lässt sich sterilisieren. Melody sieht dies allerdings nicht als Versuch sie vor weiteren Tiefschlägen zu schützen, sie sieht sich ihrer Chance beraubt.

Als Melody dem 17-jährigen Martin Toppy, einem Traveller, Nachhilfe gibt, lässt sie sich auf den jungen Mann ein und wird prompt von ihm schwanger. Wie passend, dass sie Pat nun etwas entgegen zu setzen hat, der sich zu einer Prostituierten geschlichen hat. Die zwei trennen sich und Melody muss nun allein klar kommen.

Auf der Suche nach Martin lernt Sie Mary Crothery kennen. Sie wohnt in dem selben Trailerpark in dem auch Martin sesshaft ist. Dieser ist allerdings mit seinem Vater für längere Zeit unterwegs auf einer Baustelle. Mary übt einen besonderen Reiz auf Melody aus, sie nimmt das junge Mädchen unter ihre Fittiche und lernt so einiges von den Gebräuchen der Zigeuner.

Der Roman ist in Kapitel eingeteilt, die mit der 12. Schwangerschaftswoche beginnen und mit der 40. enden. In diesen Kapiteln lernen wir durch Melody ein wenig über die Sitten der Iren, und auch das Verhältnis der Traveller untereinander kennen. Melody befindet sich in einem Selbstfindungsprozess, der sie einige unschöne Dinge aus ihrer Schulzeit neu überdenken lässt, aber auch ihre Beziehung zu ihrem Mann Revue passieren lässt.

Der Autor schafft es durch die Freundschaft zwischen ihr und Mary dem Leser zwei Welten näher zu bringen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Ende kam für mich sehr überraschend. Dieser Roman hat keinen Abschluss der alle Fragen beseitigt, er zeigt eher neue auf. Nun bleibt es mir überlassen wie ich die Geschehnisse deute.

Donal Ryan hat mich mit seinem Roman überzeugt. Ein Roman, den man gelesen haben sollte!