Rezension von Julia J.

Beowulf ist ein Heldenlied aus dem mittelalterlichen Skandinavien. Der Verfasser ist unbekannt, weshalb auch die Zeit der Entstehung schwer einzuordnen ist. Vermutet wird die Zeit nach dem Jahr 700 n.Chr.

Das Lied besteht aus Stabreimen und in der Ausgabe herausgegeben von Hans-Jürgen Hube findet der Leser ebenfalls das angelsächsische Original neben der deutschen Übersetzung.

Inhalt

Es handelt sich hier um einen Helden der Göten namens Beowulf. Dieser eilt dem dänischen König zu Hilfe, dessen Halle Heorot nachts von einem Seeungeheuer heimgesucht wird. Dieses Ungeheuer mit dem Namen Grendel tötet nachts jene Menschen, die sich in der Halle aufhalten und niemand hat es bisher geschafft, dem ein Ende zu setzen.

Das Lied begleitet den Helden Beowulf auf seinen Abenteuern. Der Kampf mit Grendel und mit dessen rachsüchtiger Mutter steht im Mittelpunkt des Liedes, aber auch von einem Kampf mit einem Drachen, den er als alter Mann herausfordert, wird berichtet. Beowulf gilt als der stärkste und beste Kämpfer der Göten und wenn es einem Mann möglich ist, jene Ungeheuer zu besiegen, dann ist er es. Das Lied erzählt von Tapferkeit und Furchtlosigkeit und dies vor dem Hintergrund des mittelalterlichen Skandinavien. Geschichtliche Eckpunkte sind wiederzuerkennen und auch die Atmosphäre, die der unbekannte Dichter erschafft, spiegelt das mittelalterliche Leben am Hof wider.

Aufbau

Die Ausgabe von Hans-Jürgen Hube beinhaltet nicht nur das angelsächsische Originallied und die deutsche Übersetzung. Vielmehr wird dem Leser am Anfang eines jeden Kapitels ein kurzer Überblick über das Kapitel gegeben. Auch geschichtliche Eckpunkte werden angesprochen und das macht es dem Leser einfach, sich in die Zeit und in die Zusammenhänge der Handlung einzufinden.
Hube fügt zudem eine deutsche Prosafassung des jeweiligen Kapitels vor das eigentliche Lied ein, sodass der Leser die Handlung in einer kurzen zusammenhängenden Geschichte aufnehmen kann bevor er sich an das Heldenlied begibt.

Nach den Liedkapiteln schließt Hube mit einer kurzen Interpretation der einzelnen angelsächsischen Wörter und deren Herkunft ab. Und es folgt das nächste Kapitel. Auf diese Weise kann der Leser das Heldenlied in kleineren Schritten lesen und bekommt zwischendurch nützliche geschichtliche Zusatzinformationen. Wem das zu viel wissenschaftliches Drumherum ist, der kann die jeweiligen Ausführungen auch überspringen und einzig das Originallied auf angelsächsisch oder deutsch lesen.

Persönliche Meinung

Es handelt sich hier um ein klassisches Werk, das etwas Konzentration verlangt wenn man alle Einzelheiten verstehen will. Die Prosafassung hilft hierbei sehr, da sie meiner Meinung nach die Stabreimfassung an manchen Stellen insofern ergänzt, als dass der Leser den Sinn der jeweiligen Ausdrücke besser in Zusammenhang mit der Handlung setzen kann. Auch die kurzen Exkurse des Autors sind hilfreich wenn man das Geschehen in einen geschichtlichen Zusammenhang setzen möchte, oder einfach etwas mehr über die Bedeutung der angelsächsischen Ausdrücke erfahren möchte.

Eine Heldengeschichte in der Liedform zu verfolgen hat mir persönlich sehr gefallen. Der Inhalt ist gut nachzuvollziehen und spannend und das skandinavische Mittelalter wird durch die Beschreibung der Atmosphäre ebenfalls sehr gut vermittelt. Wenn man sich etwas mit den mittelalterlichen Ausdrücken und dem Satzbau beschäftigt, findet man mit Beowulf eine authentische Heldengeschichte des Mittelalters und dank der Zusatzkommentare des Herausgebers wird ein gutes Gesamtbild jener Zeit vermittelt.