Der Wolf hält in Deutschland Einzug. Und wie an kaum einem anderen Tier scheiden sich beim Wolf die Geister. Während die einen den Wolf bejubeln und die kritischen Aspekte komplett ignorieren, schüren die anderen Panik, sprechen von Wolfsüberfällen auf Vieh, Heimtiere und gar auf Menschen und versuchen, den Wolf wieder loszuwerden. Doch wie verhält sich der Wolf wirklich in Deutschland? Was frisst er, wie sieht sein Verhalten aus, was soll man tun, wenn man einem Wolf begegnet und wie kann ich präventiv handeln, damit meinen Haus- und Heimtieren nichts zustößt? Dieses Buch, von den bekannten Wolfbuchautoren und Wolfsexperten Günther Bloch und Elli Radinger verfasst, liefert eine Antwort darauf.
Unterteilt ist das Werk in zehn Kapitel, die jeweils einige Unterkapitel aufweisen. Es wird über Irrtümer aufgeklärt, erläutert, wie man seine Herde vor Wölfen am besten schützen kann. Ein besonderer Fokus fällt hierbei auf die Herdenschutztiere. Des Weiteren wird die Beziehung zwischen Wolf und Jäger erklärt und Vorurteile, die Jäger Wölfen gegenüber haben, aufgeklärt. Im folgenden Kapitel klären die Autoren auf, wie gefährlich der Wolf wirklich ist und was man bei einer Begegnung mit dem Wolf beachten sollte. Hierbei wird besondere Rücksicht auf die verschiedenen Situationen der Begegnung, etwa als Fußgänger ohne und mit Hund, als Radfahrer, Reiter oder Nutztierhalter, genommen. Im Folgenden wird näher auf die sogenannten Problemwölfe eingegangen, bevor nach einem kurzen Einblick in den Wolfstourismus die Wolfspolitik erklärt wird. Im Serviceteil im Anhang sind ein Quellenverzeichnis, einige empfohlene Webseiten, Informationen über die Autoren und ein Register zu finden.
Das Werk ist reich an qualitativ hochwertigen Fotos zu den unterschiedlichen Themen, darunter auch viele Wolfsbilder.
Rezension
Zunächst einmal eines: Die Wiederansiedlung des Wolfes finde ich im Großen und Ganzen gut. Und so sagt mir die Ansicht der Autoren, die ganz eindeutig für die Wiederansiedlung des Wolfes sind, zu. Trotzdem hätte ich mir eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema Wolf gewünscht. Dass die Autoren stark pro Wolf sind, wird einem sehr schnell klar. Dass dann aber sämtliche Argumente der Wolfskritiker einfach so abgebürstet werden und der Wolf in den Himmel gelobt wird, fand ich schon etwas merkwürdig. Dass die eine Wölfin 150 Schafe reißt, ist nach Überzeugung von Bloch und Radinger nicht so schlimm, Vergrämungsmaßnahmen über einen Zeitraum von mehreren Jahren führen sicher auch zum Erfolg. Dass diese sehr aufwendig sind und sicherlich mehrere tausend Euro kosten werden, ist doch gar kein Problem. Okay, aber wer bezahlt das alles? Der Steuerzahler? Das würde die Akzeptanz der Wölfe sicherlich sehr fördern…
Dass man in Wolfsgebieten sein Pferd von klein auf trainieren soll, damit es vor Wölfen nicht flieht, ist ebenfalls kein Thema, und wenn Hunde im Wald oder im eigenen Garten gerissen werden, weil sie sich zu weit von ihrem Besitzer entfernen oder sich unbeaufsichtigt (!) im Garten aufhalten, sind die Besitzer natürlich immer selbst schuld – alles klar? Die enormen Kosten und der Aufwand, um einen Herdenschutzhund gut auszubilden, werden ebenfalls mehr nebenbei abgehakt.
Ich finde, wenn man ein Buch über Wölfe schreibt, sollte man objektiv bleiben und auch die Gegenargumente berücksichtigen und erkennbar ernst nehmen. Gerade letzteres fehlt bei diesem Buch aber. Liest ein Wolfskritiker dieses Buch, wird er vermutlich nicht überzeugt werden, den Wolf doch zu akzeptieren, sondern sich eher veralbert fühlen und möglicherweise verärgert sein. Schade fand ich auch, dass das Buch so kurz ist – die 130 Textseiten sind binnen kurzer Zeit durchgelesen.
Abgesehen davon lernt man aber eine Menge über den Wolf in Deutschland. Mit vielen Vorurteilen wird aufgeräumt, und es wird – abseits aller Hysterie erläutert, wie sich der Wolf wirklich in Deutschland verhält, was er frisst und wie man seine Tiere vor ihm schützen kann. So finde ich das Werk – sieht man von seiner Subjektivität ab – sehr informativ und interessant zu lesen.
Fazit
Für den Leser, den es nicht stört, dass er ein hochgradig subjektives Buch pro Wolf in den Händen hält, ein interessantes und reich bebildertes, wenn auch kurzes Buch zum Thema Wölfe in Deutschland.