Rezension von Annemarie

Im Jahr 1990 verlässt der Kanadier Mike Spencer Bown sein Heimatland und beginnt, die Welt zu bereisen. 23 Jahre später ist seine Reise noch immer nicht beendet. Über diese Reise(n) schreibt er in seinem Band. Ohne Fotoapparat, nur mit dem Nötigsten unterwegs, oft ohne genaues Ziel und ohne genauen Zeitplan bereist er die Welt, einfach, weil er das Reisen liebt. So führt ihn seine Reise auch nicht entlang einer festgelegten Route, sondern kreuz und quer über den Globus, verbunden mit mehreren Heimataufenthalten, während derer er weiteres Geld für die Finanzierung seiner Reisen verdient.

Das Werk hat insgesamt 420 Seiten Umfang, die auf 18 Kapitel verteilt und in kleiner Schrift beschrieben sind. Im Mittelteil des Bandes gibt es mehrere Seiten mit hochwertigen Farbfotos von einigen der bereisten Gegenden und vom Autor.

Rezension

Bücher über Reisen gibt es viele. Und dennoch hebt sich dieses Werk deutlich von den anderen ab. Mike Spencer Bown reist nämlich nicht, weil er Länder sammeln will; er reist nicht, weil er Anerkennung sucht – er nimmt nicht einmal eine Kamera mit auf seine Reisen – und er braucht auch nicht den großen Adrenalinkick wie manch andere reisende Adrenalinjunkies. Er reist, weil er Spaß am Reisen hat. Ihm ist es wichtig, mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, er reist zudem möglichst günstig. Er meidet generell die westlichen Einrichtungen (Hotelketten, McDonalds etc.) und versucht, sich immer wieder auf die neue Kultur einzulassen.

Geld nimmt er nicht an, selbst als ein Ölscheich anbietet, ihm Geld zu schenken, soviel er will. Sein Instinkt, den er während zahlloser Stunden in seiner Kindheit, Jugend und im frühen Erwachsenenalter in der nordamerikanischen Wildnis geschärft hat, leistet ihm dabei gute Dienste und hilft ihm, die brenzligsten Situationen zu umgehen. Dadurch bereist er unbeschadet auch solche hochgefährlichen Länder wie den Irak, die Demokratische Republik Kongo oder Somalia.

Zudem schildert Spencer Bown nur die interessanteren Begebenheiten und Erlebnisse seiner Reisen. Da er aus einem riesigen Fundus an Reisen schöpfen kann, ist er Buchinhalt nur die beste Essenz aus seinem Nomadenleben. So hat mich dieser Band einfach nur begeistert. Ich habe ihn in Einem durchgelesen und hatte am Ende des Bandes sehr gerne noch weitergelesen.

Was einem aber klar sein sollte: Ausführlichere Schilderungen von Sehenswürdigkeiten unterbleiben – einfach, weil der Band dann vermutlich den Umfang eines Lexikons gehabt hätte. So wird Deutschland auf gerade einmal drei Seiten beschrieben und in diesen wird nur auf Berlin kurz eingegangen. Einige andere Länder nennt Spencer Bown gar nicht. Ebenso sollte man sich vom Autor vielleicht nicht allzu viel abschauen. Einige seiner Aktionen, etwa die, bei der er aus Spaß in der Wildnis einen Bären aus nächster Nähe erschreckt, als er nur mit einem Stock bewaffnet gegen je einen Puma und einen Bären kämpft, als er im Kongo, in Somalia und im Irak wild herumreist, sowie seine Angewohnheit, zur schnelleren Einreise regelmäßig Beamte zu bestechen, hätten auch ins Auge gehen können.

Am wenigsten gefallen hat mir der Buchtitel, denn dem Autor geht es gerade nicht darum, der meistgereiste Mann der Welt zu sein, vielmehr findet er die Menschen, die nur um der Rekorde reisen, sehr seltsam. Die Aussage, der meistgereiste Mann der Welt zu sein, ist zudem kaum messbar und daher sehr fraglich.

Fazit

Ein hochinteressantes Buch über die Reisen eines instinktsicheren neugierigen Kanadiers, der nur um des Reisens willen rund 20 Jahre lang die Welt bereist hat. Ich kann es nur voll und ganz empfehlen.