Rezension von Annemarie

Sich benehmen wie ein Ost Boy. Arbeitslosengeld kassieren, Party machen bis zum Umfallen, mit den hübschesten Mädchen ins Bett gehen. Wer will das nicht (hust)? Nun, für alle, die das wollen, eignet sich dieser Band sehr gut. Verfasst ist er von den Ost Boys, die auf Youtube sehr aktiv sind.

In Teil 1 „Bizne$$“ erfährt der Leser, die man in Deutschland am besten auf nicht legalem Weg an Geld herankommt und erfolgreich mit Arbeitslosengeld lebt. Der Satz aus dem Band „Deutschland ist eine Kuh mit prall gefülltem Euter – und ich zeige dir, wie man sie richtig melkt, um sich ein luxuriöses Leben zu gönnen“ trifft den Inhalt dieses Teils ziemlich gut. Im zweiten Teil wird darüber informiert, wie man sich am besten ein Mädchen angelt – und insbesondere, wie man an die hübschesten Mädchen herankommt. In diesem Teil enthalten sind auch zwei Doppelseiten für Mädchen. Im dritten Teil lernt man, wie man am besten Party macht und was dabei zu beachten ist. Der vierte Teil „Extrawurst“ beinhaltet alle Infos, die sonst nirgends untergekommen sind, etwa „Überleben in der Platte“, die besten Fotos der Ost Boys.
Jedes Kapitel ist ein bis maximal zwei Seiten lang. Der Text ist nicht als Fließtext geschrieben, sondern steht in diversen farblich hervorgehobenen Kästchen.

Der Band ist sehr anschaulich und bunt und mit diversen Farbfotos layoutet. So ist im Grunde genommen jede Seite als quietschbunte Collage gestaltet.

Rezension

Warum habe ich mich für dieses Buch entschieden?  Nun – ich wollte einfach mal ein Buch lesen, das für die bildungsferneren Schichten bestimmt ist. Und ich war tapfer. Ich habe zehn Minuten durchgehalten, als ich das Buch das erste Mal zur Hand nahm. Nach zehn Minuten war mir übel. Dass sämtliche Frauen kollektiv als „F*tzchen“ bezeichnet werden und der Band vor sehr umgangssprachlichen bis Schimpfwörtern nur so wimmelt (ich verkneife mir an dieser Stelle, sie zu nennen), kann ich ja noch verschmerzen, aber wenn dann erläutert wird, wie man ein Schamhaar im Imbiss in einen Burger befördert, nur um einen zweiten Burger kostenlos zu bekommen, dann ist mir das doch zu viel.

Gut, vielleicht liegt das auch daran, dass ich eindeutig nicht zur Zielgruppe gehöre. Diese ist männlich, pubertär bis maximal 30 Jahre alt und hält von Bildung und Arbeit überhaupt nichts, hat seine Prioritäten dafür aber körperlich weiter unten angesiedelt. Ebenso sollte man bereit sein, das Gesetz zu umgehen, wenn man willens ist, diesen Band zu lesen. Ich bin weiblich, finde Hartz IV nicht unbedingt erstrebenswert und habe ein Problem mit Menschen, die die deutschen Gesetze missachten.

Doch nun zum Grundtenor des Buches: Das Wort „asozial“ im Titel und das Bild auf dem Cover sagen eigentlich schon alles. Ich war mir offen gesagt nicht sicher, ob die Ost Boys die Ratschläge in diesem Band tatsächlich ernst meinen oder sie als Scherztipps geben. Ich hoffe einmal zu ihren Gunsten, dass ein großer Teil der Tipps humorvoll und nicht ernst gemeint war, da ich die Aufforderungen und Tipps zum Schwarzfahren und zum Schmiergeld verteilen ansonsten doch sehr dreist fände. So finde ich die Ratschläge, wie man das Gesetz umgehen kann, alles andere als gut (ob humorvoll oder wirklich ernst gemeint, ist mir in dem Fall egal) und leider oft auch nicht praktikabel. Seinen Arbeitsamtbetreuer zu schmieren, kann einen teuer zu stehen kommen, ebenso der Trick, an Pfandflaschen eine Schnur zu binden und diese mehrfach wieder aus dem Automaten zu ziehen. Mittlerweile hat dieser „Trick“ einen dermaßen langen Bart, dass sich die Supermärkte und Discounter schon längst darauf eingestellt haben. Und, ja, auch der oben genannte Trick mit dem Burger dürfte mittlerweile den meisten bekannt sein.

Die Texte sind dafür kurz und leicht verständlich, sodass auch Personen, die in der Schule vor allem geschlafen haben, dieses Buch ganz gut lesen können. Er ist für Menschen mit dem entsprechenden Geschmack vermutlich unterhaltsam und bietet viele hilfreiche Tipps.

Fazit

Aufgrund der Aufforderungen, das Gesetz zu brechen, finde ich diesen Band leider nicht empfehlenswert. Abgesehen davon sicherlich für die entsprechend veranlagten Personen eine ganz unterhaltsame Lektüre. Eindeutig NICHT für zartbesaitete Personen mit schwachem Magen geeignet oder Menschen, für die Bildung kein Schimpfwort ist.