Rezension von Annemarie

Durchschnittlich ein Drittel seines Lebens verschläft der Mensch. Ohne Schlaf stirbt man – ebenso wie ohne Nahrung – schon binnen kurzer Zeit. Soweit die Fakten. Und doch wissen viele Menschen erstaunlich wenig über diesen (über)lebenswichtigen Teil ihres Lebens/sehr viel weniger über diesen (über)lebenswichtigen Teil ihres Lebens als über Nahrung.

Die Journalistin Stephanie Grimm befasst sich in dieser Lektüre nun intensiv mit dem Schlaf. Sie geht auf die gegenwärtige Rolle des Schlafes in der Gesellschaft und das „Schlafbusiness“ ebenso ein wie auf den Schlaf unserer Vorfahren in unterschiedlichen Epochen der Geschichte sowie in unterschiedlichen Kulturen. Auch auf die Fragen „Warum schläft der Mensch?“ und „Wie schläft er?“ wird ausführlich eingegangen. Vollkommen unvoreingenommen erforscht Grimm das Thema Schlaf und schreckt dabei auch vor Selbstversuchen nicht zurück.

Rezension

Schlaf. Ein schlecht greifbarer Begriff. Irgendwie inhaltslos. Da kann ein Buch darüber doch nur langweilig werden. So fürchtete ich, bevor ich mich an diese Lektüre heranwagte. Viele Zitate und Literaturstellen weltbekannter Autoren, die analysiert und interpretiert wurden, konnte ich mir ebenso vorstellen. In einem Wort: langweilig. Und damit hatte ich mich gewaltig getäuscht. Diese Lektüre ist ausgesprochen interessant; die ausführliche Erläuterung der Fragen, unter welchen Voraussetzungen und äußeren Bedingungen man am besten schläft, wie früher geschlafen und zu Bett gegangen wurde und was man tun kann, um besser zu schlafen, macht das Buch lebendiger.

Zunächst aber eine Klarstellung: Grimm ist keine Naturwissenschaftlerin. Das bedeutet auch, dass der Fokus nicht darauf liegt, welche physiologischen Vorgänge in Körper und Gehirn eines schlafenden Menschen stattfinden. Vielmehr wird das Thema Schlaf vor allem aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive beleuchtet.

Gut gefiel mir die unkonventionelle Art der Autorin. Ihr Schreibstil ist deutlich weniger verkrampft und kompliziert als der manch anderer Autoren. Ihre eingebauten Selbstversuche lockern das Ganze auf und machen das Thema Schlaf greifbarer. Teilweise hätte ich mir aber ein bisschen mehr Durchhaltevermögen bei ihren oft nur halbherzig durchgeführten Selbstversuchen gewünscht. Es werden zudem viele Einzelfälle und -studien genannt, sodass das Kriterium wissenschaftliche Objektivität und Vergleichbarkeit nur teilweise erfüllt ist.

Klar ist auch: Ein Buch über Schlaf lässt sich schlecht lesen, wenn man hellwach und hochkonzentriert ist. Mir zumindest fiel es schwer, das Buch tagsüber zu lesen. Abends hingegen, wenn der Trubel des Tages rum war und der Körper sich langsam aber sicher auf den Schlaf vorbereitete, las ich diese Lektüre ausgesprochen gern.

Grimms Resümee dieses Buches ist denkbar einfach: Schlaft wie ihr wollt und lasst euch von niemandem etwas anderes vorschreiben. Offen gesagt hätte ich mir nach so einem Wälzer ein doch etwas geistreicheres Fazit gewünscht.

Fazit

Für alle, die sich für das Thema Schlaf aus sozialwissenschaftlicher Sicht interessieren und ihren eigenen Schlaf besser kennen und vielleicht auch verbessern wollen, ist dieses Buch die passende Lektüre. Vor allem als Bettlektüre oder wenn man müde ist, ausgesprochen gut geeignet. Tagsüber nur mit Einschränkung geeignet.