Rezension von Annemarie

Manipuliert wird im alltäglichen Leben ständig. Ob auf der Arbeit oder im Privatleben, ob bewusst oder unbewusst, (beinahe) täglich ist man Manipulationen verbaler und/oder nonverbaler Art ausgesetzt. Dabei kann man den Spieß auch umdrehen und die Sprache der Manipulation selbst erlernen – und anwenden. Hierzu liefert Wladislaw Jachtchenko, ein international erfolgreicher Rhetorikcoach, mit diesem Band einen Ratgeber.

Der Bestseller besteht aus drei Teilen, die aus Kapitel bestehen, welche wiederum aus Unterkapiteln zusammengesetzt sind. Nach Vorwort und Einleitung kommt der erste Teil „Die Top-10-Skills der Manipulation für den Alltag“. Hierin geht es unter anderem darum, wie man schnell sympathisch wird, wie man geschickt mit Fragen das Gespräch lenkt und wie man Gegner verbal entwaffnet. Der zweite Teil behandelt die drei Trickkisten der schwarzen Rhetorik. Jede wird in einem eigenen Kapitel umfassend behandelt. Die Trickkisten lauten „Kognitive Verzerrungen“, „Sprachliche Tricks“ und „Scheinargumentation“. Der dritte – kürzeste – Teil schließlich handelt von der (Un-)Moralität der Manipulation. Hierbei wird zunächst erläutert, was Moral überhaupt ist und erklärt, welche unterschiedlichen „Moralitätsstufen“ der Manipulation bestehen. Schlusswort und Anmerkungsverzeichnis, in dem die Quellen stehen, die im Text in Fußnoten angegeben sind, bilden den Abschluss des Bandes.

Rezension

Als Mensch, dem das soziale Miteinander wichtig ist, zunächst eines: Nett sind die Manipulationstipps von Jachtchenko allesamt nicht. Im Grunde genommen sind viele sogar ziemlich asozial. Das sollte man im Voraus wissen. Doch während des Lesens ist mir aufgefallen, wie viele der Manipulationen eigentlich im öffentlichen und privaten Leben regelmäßig angewandt werden. Tatsächlich sind viele der von Jachtchenko erwähnten und erläuterten Manipulationen bei Politikern und anderen Machtmenschen gang und gäbe. So ist das Buch auch für diejenigen nützlich, die andere nicht manipulieren wollen, denn sie lernen aus dem Band, wie man versucht, sie zu manipulieren. Das kann man gut üben, indem man sich einfach mal eine Bundestagssitzung anschaut – und dabei analysiert, wie und wo überall manipuliert wird.

Jachtchenko weiß über die Thematik sehr gut Bescheid. Ich muss gestehen, viele der Manipulationstipps habe ich nicht ausprobiert, ich fand es für mich ethisch einfach nicht vertretbar, dermaßen hart zu manipulieren. Aber, wie der Autor schon sagt, man soll so viel manipulieren wie nötig und so wenig wie möglich. So legt der Autor, ein weiterer Punkt, den ich gut finde, auch Wert darauf, über die moralische Vertretbarkeit der Manipulation zu schreiben.

Seine Tipps und Vorschläge scheinen aber wirklich erfolgversprechend – und sind vor allem sehr praxisnah. Im Grunde genommen kann man den Band fast schon als direkte Anleitung zur Manipulation verwenden. Dabei muss man nicht unbedingt jeden der Tipps in die Praxis umsetzen, es hängt immer davon ab, was für ein Typ Mensch man ist. Manch grobe Manipulationen können zum Beispiel bei dem einen Menschen sehr seltsam rüberkommen, während sie bei einem anderen total natürlich wirken. Ein gewisses Menschenverständnis sollte man also mitbringen, will man die genannten Manipulationen erfolgreich anwenden. Jachtchenko schreibt in einfacher, gut verständlicher und unterhaltsamer Sprache, sodass es wirklich ganz nett ist, den Band durchzulesen.

Der Band ist klein, handlich und – ganz wichtig – wirklich erstaunlich leicht, sodass er eigentlich überallhin gut mitgenommen werden kann. Das finde ich gerade bei so einem praxisnahen und praktischen Buch enorm nützlich.

Fazit

Für jeden, der Manipulationen am eigenen Ich aufdecken möchte und vielleicht auch selbst manipulieren möchte, ein nützlicher, praxisnaher, unterhaltsamer und handlicher Ratgeber.