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Der Autor Ben Mezrich stammt aus Massachusetts und wuchs in einem konservativen jüdischen Umfeld auf. Er studierte Sozialwissenschaften an der renommierten Harvard Universität und schloss mit der zweihöchsten Auszeichnung „magna cum laude“ ab.

Einige seiner Bücher sind unter dem Pseudonym Holden Scott erschienen, er tummelt sich am liebsten im Non-Fiction-Bereich. Auch „Bringing down the House“ fällt teilweise in diese Sparte, denn die Handlung basiert auf einem wahren Ereignis. Allerdings sind die Buchcharaktere doch eher fiktional und Teile der beschriebenen Ereignisse werden von Augenzeugen bis heute bestritten.  

Inhalt

In den 90er Jahren gelang es einem Studententeam des berühmten Massachusetts Institutes of Technology (MIT), im Blackjack Millionengewinne einzufahren. Dieser Erfolg basierte nicht auf Zufall, sondern die Teilnehmer hatten ein Kartenzählsystem entwickelt, das ihnen dabei half, den Dealer zu schlagen. Im Buch gesellt sich der Hauptcharakter Kevin Lewis im Jahr 1993 dieser Gruppe hinzu, weil zwei der Top-Spieler ihn unbedingt dabeihaben möchten. Anführer des MIT-Teams ist auch in der Geschichte der Mathematikprofessor Micky Rosa, der zwar noch weitere Blackjack-Cracks im Rennen hat, aber mit dieser Gruppe besonders erfolgreich ist. Doch natürlich läuft nicht dauerhaft alles glatt, ganz im Gegenteil: Die Casinobetreiber werden auf die Abräumer aufmerksam, und der Protagonist bekommt einen Höhenflug, der im Desaster endet. Bald schon hat sich das Team zerstritten und das Ende scheint ungewiss – so, wie es in Glücksspieldramen üblich ist.

Mezrich beschreibt in allen Details, wie sich das Team strukturiert hat, um im Teamwork beim Kartenzählen richtig zuzuschlagen. Das Resultat ist bekannt: Die Studenten hatten eine wahre Geld-Ader angezapft. Heutzutage ist dies in Las Vegas praktisch nicht mehr möglich, da nach allen paar Händen immer neue Kartensets ins Spiel kommen und durchmischt werden. Auch beim Online Blackjack gibt es laut Betway leider keine Möglichkeit mehr, die Techniken anzuwenden, denn auch hier wird nach jeder gespielten Hand digital gemischt. Der inoffizielle Wettstreit zwischen den Casinos – egal ob online oder analog – und den Spielern scheint damit vorerst zu einem Ende gekommen zu sein. Aber das nur am Rande, für alle, die meinen, diesen Coup kopieren zu können.

Aufmachung

Verlockend sieht das Cover nicht gerade aus, die kräftigen Gelb- und Grüntöne wirken ziemlich schrill, die Buchstaben extrem plakativ. Das Coverbild zeigt jedoch sehr deutlich, worum es in diesem Buch geht: Im Whiskeyglas spiegeln sich die Blackjack-Karten, daneben stapeln sich Jetons. Zusammen mit dem Titel lässt sich auf dem ersten Blick erkennen, dass hier jemand im Kartenspielen richtig absahnt – eindeutiger geht es kaum. Jeder, der davon träumt, im MGM Grand in Las Vegas mal richtig auf die Pauke zu hauen, wird wie hypnotisiert zu diesem Werk greifen. So stelle ich mir das zumindest vor.

Meine Meinung

Die Story wurde 2008 unter dem Titel „21“ erfolgreich verfilmt, und dieses Buch liest sich wie eine typische Hollywood-Vorlage. Eine Prise amerikanischer Traum misst sich mit dramatischen Konflikten und einem zwar teilweise desorientierten, aber charismatischen Protagonisten. Zum Film gibt es zum Glück einige Abweichungen, sodass sich problemlos beides nacheinander genießen lässt, ohne dass allzu viel Langeweile aufkommt.

Richtig schön finde ich, dass man als Leser nebenbei viel über das Spiel Blackjack erfährt, Regeln und Strategien kennenlernt. Und das auf spannende Weise, ohne langatmige Beschreibungen. Auch die Technik des Kartenzählens wird ziemlich klar erklärt, das macht es sehr viel leichter, sich in die Story einzufinden. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass der Autor an manchen Stellen etwas übertreibt, um Las Vegas noch glamouröser und gefährlicher erscheinen zu lassen als es wirklich ist. Da ich mich allerdings vor Ort nicht auskenne, ist dies nur eine starke Vermutung.  

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Ich nehme die Geschichte also nicht als Tatsachenbericht, sondern als reine Unterhaltung, die mir fast durchgehend Spaß gemacht hat. Die Story setzt mehr auf Spannung als auf Humor, dramatische Wendungen inbegriffen. Ich konnte mitfühlen und mitleiden und die Handlungsweisen der Charaktere waren absolut nachvollziehbar, niemand fiel da aus der Reihe. Als ich das Buch weglegte, wirkte es noch eine Weile nach, so, wie es bei einer guten Geschichte sein sollte. Allerdings gehört „Bringing down the House“ damit nicht zu meinen Lieblingswerken, sondern es siedelt sich eher im soliden Mittelfeld an.