Rezension von Marion

Der nun 24 jährige Alex Hoffmann kommt im Jahre 2006 aus dem Gefängnis. Dort musste er zwei Jahre absitzen, hatte Zeit über sein bisheriges Leben nachzudenken. Und dieses Leben wird dem Leser im Buch näher gebracht, auf sehr eindrucksvolle und gefühlvolle Art. Die Kapitel spielen teilweise im Jahre 2006, und der andere Teil befasst sich mit dem Lebensabschnitt ab 1996. Die Jahre zwischen 1996-2006 sind sehr bewegend, und spiegeln ein Drama unter Brüdern wieder, dass mich sehr bewegt hat.

Aus dem Gefängnis entlassen, begibt sich Alex direkt zu seinem langjährigen Freund Norman, der eine Autowerkstatt betreibt. In genau dieser Werkstatt absolvierte Alex damals seine Ausbildung. Zu der Zeit gehörte sie noch Normans Vater, der beiden Jungen viel Halt und eine Zukunft bot. Norman freut sich Alex endlich wiederzusehen und bietet ihm direkt einen Job an, den dieser dankend annimmt. Das alte Boot auf dem Werkstattgelände wird die neue Heimstatt für Alex, mitsamt dem Hund den Norman mehr oder weniger aus Loyalität einem Bekannten gegenüber aufgenommen hat, und den er nun gern an Alex abtritt. Alles scheint erstmal geregelt, aber dem Leser wird schnell klar, dass Alex Vergangenheit noch an ihm zehrt.

Als Alex, sein älterer Bruder Dennis und seine Mutter 1996 nach Hamburg ziehen, soll alles anders werden. Die kleine Familie möchte nicht mehr ständig umziehen, möchte ein dauerhaftes Heim. Alles sieht gut aus, eine glückliche Zeit beginnt. Die Mutter der beiden Jungen, Helen Hoffmann, hat Arbeit in einem Baumarkt, und Dennis bekommt als Koch eine Lehrstelle. Alex ist oft allein, besucht häufig ein altes Kino. Die ältere Besitzerin kümmert sich ein wenig um ihn, und als Alex mit dem Gleichaltrigen Norman Freundschaft schließt, wird das Kino für beide ein Rückzugsort.

Als die Mutter schwer erkrankt wird das zur Zerreißprobe für die Brüder. Ab hier beschreibt Jens Eisel den schwierigen Weg der beiden Brüder. Der Autor beschreibt die Problematik sehr einfühlsam. Man fühlt sich, als erzählte der Autor aus dem eigenen Leben. Die Brüder, die sehr unterschiedlich sind, sind miteinander verbunden wie es kaum vorstellbar ist. Doch als Alex eine Entscheidung trifft, die in Alex Augen die beste für Dennis ist, muss Alex sein handeln mit allen Konsequenzen ausbaden. Viele der im Buch beschrieben Emotionen konnte ich sehr gut nachempfinden. An einigen Stellen war ich zutiefst berührt. Aber dieses Buch machte mir am Ende auch Hoffnung. Hoffnung, dass am Ende alles gut werden kann.

Dieser Roman hat mich vollkommen überzeugt. Er lebt von seiner Emotionalität, nahm mich direkt mit. Auf diesen 200 Seiten wurde mit sehr viel Ruhe und Gefühl eine überzeugende Geschichte präsentiert. Wirklich absolut lesenswert! 5 von 5 Sterne!

Der Autor Jens Eisel lebt in Hamburg und hat schon mehrere Preise für seine Erzählungen erhalten. Bevor es hell wird, ist sein erster Roman.